Eiserne Lunge Paul Alexander




Stell dir vor, du kannst nicht atmen. Nicht so, wie du es von den Tagen kennst, an denen du eine Erkältung hast, sondern so, dass du nicht einmal einen Seufzer hervorbringen kannst. Die meiste Zeit deines Lebens hattest du eine Maschine an deiner Seite, die dir das Atmen ermöglichte. Sie wurde deine "Eiserne Lunge" genannt.
Paul Alexander wurde 1935 in Berlin geboren. Schon als Kleinkind erkrankte er an Kinderlähmung. Die Krankheit schädigte seine Muskeln, auch die, die für die Atmung zuständig waren. Im Alter von vier Jahren wurde Paul in die "Eiserne Lunge" eingewiesen. Die Maschine war ein stählerner Zylinder, in dem Pauls ganzer Körper außer seinem Kopf lag. Ein starker Motor erzeugte einen Unterdruck, der Pauls Lunge zum Atmen anregte.
Das Leben in der "Eisernen Lunge" war alles andere als einfach. Paul konnte sich nicht bewegen, er konnte nicht sprechen und er konnte nicht essen. Alles, was er tun konnte, war aus dem Fenster zu schauen und seine Gedanken wandern zu lassen. Doch auch in der Enge seiner eisernen Kammer fand Paul Wege, sich zu beschäftigen. Er lernte malen und schreiben mit Hilfe eines Mundstücks. Er las Bücher und hörte Musik. Und er träumte davon, dem eisernen Gefängnis zu entkommen.
Im Laufe der Jahre machte die medizinische Forschung Fortschritte. In den 1950er Jahren wurden neue Atemgeräte entwickelt, die es Paul erlaubten, seine "Eiserne Lunge" für kurze Zeit zu verlassen. Als die Beatmungsgeräte immer kleiner und tragbarer wurden, konnte Paul schließlich die Welt außerhalb des Krankenhauses erkunden. Er besuchte Konzerte, ging ins Kino und traf Freunde.
Doch auch außerhalb der "Eisernen Lunge" war das Leben für Paul nicht einfach. Die Menschen sahen ihn oft mit Mitleid oder Abscheu an. Manche glaubten, er sei geistig behindert, weil er nicht sprechen konnte. Andere machten sich über sein Aussehen lustig. Paul lernte jedoch, mit diesen Vorurteilen umzugehen. Er entwickelte ein dickes Fell und einen scharfen Witz. Er wurde zu einem Verfechter der Rechte von Menschen mit Behinderungen und setzte sich für ihre Würde und Gleichberechtigung ein.
1991 lernte Paul seine Frau Christa kennen. Sie verliebte sich in seinen Geist, nicht in sein Äußeres. Im Jahr 2003 zog das Paar in das Haus, in dem Paul aufgewachsen war, und lebte dort bis zu seinem Tod im Jahr 2009. Paul Alexander war ein außergewöhnlicher Mensch, der trotz aller Widrigkeiten sein Leben in vollen Zügen genoss. Er war ein Symbol für Mut, Hoffnung und Beharrlichkeit. Seine Geschichte erinnert uns daran, dass wahre Stärke nicht in körperlicher Kraft liegt, sondern in der Unbezähmbarkeit des menschlichen Geistes.