Franz Ferdinand
Die Ermordung des österreichisch-ungarischen Thronfolgers Erzherzog Franz Ferdinand am 28. Juni 1914 in Sarajewo gilt als Auslöser für den Ersten Weltkrieg. Doch wer war dieser Mann eigentlich?
Ein Leben im Schatten
Franz Ferdinand wurde am 18. Dezember 1863 als Sohn von Erzherzog Karl Ludwig und seiner Gemahlin Maria Annunziata von Bourbon-Sizilien in Graz geboren. Als Enkel von Kaiser Franz Joseph I. war er für eine glänzende militärische Karriere prädestiniert. Doch Franz Ferdinand zeigte wenig Interesse am Militär und widmete sich lieber seinen Leidenschaften: der Jagd, dem Reisen und der Musik.
Der Thronfolger wider Willen
Als 1889 sein Vater starb, wurde Franz Ferdinand überraschend zum Thronfolger. Denn sein älterer Bruder Rudolf hatte sich 1889 das Leben genommen. Damit stand er plötzlich im Blickpunkt der Öffentlichkeit, eine Rolle, die ihm nicht behagte. Er galt als scheu und zurückhaltend, was ihm in der Wiener Gesellschaft nicht unbedingt Sympathie einbrachte.
Eine unstandesgemäße Liebe
1900 lernte Franz Ferdinand die Gräfin Sophie Chotek von Chotkowa kennen und lieben. Sie stammte aus dem böhmischen Adel, war aber für den Thronfolger nicht standesgemäß. Trotz des Widerstands des kaiserlichen Hofes und seiner Familie heiratete er Sophie 1909 morganatisch. Damit verzichtete er auf alle Thronansprüche für seine Nachkommen.
Der Reformer
Franz Ferdinand war ein liberaler und fortschrittlicher Geist. Er setzte sich für die Modernisierung der k. u. k. Monarchie ein und befürwortete Reformen in den Bereichen Bildung, Verwaltung und Wirtschaft. Seine Pläne stießen jedoch auf Widerstand des konservativen Hofes, der seine Reformvorhaben blockierte.
Der Auslöser
Am 28. Juni 1914 besuchte Franz Ferdinand zusammen mit seiner Frau Sarajewo, die Hauptstadt der damals zu Österreich-Ungarn gehörenden Provinz Bosnien-Herzegowina. Der Besuch sollte ein Zeichen der Versöhnung mit der serbischen Bevölkerung sein, die sich für die Annexion Bosnien-Herzegowinas durch Österreich-Ungarn einsetzte.
Der Besuch verlief jedoch anders als geplant. Bei einer Autofahrt durch die Stadt wurden Franz Ferdinand und seine Frau von dem serbischen Nationalisten Gavrilo Princip erschossen. Das Attentat löste eine diplomatische Krise zwischen Österreich-Ungarn und Serbien aus, die schließlich zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs führte.
Ein Leben in Trauer
Franz Ferdinands Tod war eine Tragödie für seine Familie und für Österreich-Ungarn. Seine Frau Sophie überlebte das Attentat, heiratete jedoch nie wieder. Sie widmete ihr Leben der Erinnerung an ihren ermordeten Mann und gründete eine Stiftung, die sich um die Opfer des Ersten Weltkriegs kümmerte.
Franz Ferdinand bleibt in Erinnerung als ein Mann, der die Weichen der Geschichte anders hätte stellen können. Sein Tod markierte das Ende einer Ära und den Beginn eines der verheerendsten Konflikte der Menschheitsgeschichte.