Guido Henderickx: Ein Meister des kontroversen Kinos




Guido Henderickx, der am 18. Dezember 2022 im Alter von 82 Jahren verstorbene belgische Filmregisseur, hat das flämische Kino maßgeblich geprägt. Mit seiner unverwechselbaren Handschrift, die sich durch provokante Themen, eine düstere Ästhetik und einen scharfen Blick auf die Gesellschaft auszeichnete, sorgte er immer wieder für Aufsehen und kontroverse Diskussionen.
Henderickx wurde 1942 in Antwerpen geboren und studierte am renommierten Institut des Arts de Diffusion in Brüssel. Sein Debütfilm "Verbrande Brug" (1975) war ein kritischer und kommerzieller Erfolg und gilt heute als einer der wichtigsten Filme des flämischen Neuen Kinos. In den folgenden Jahrzehnten drehte Henderickx zahlreiche weitere Spielfilme, Fernsehserien, Dokumentarfilme und Kurzfilme, die seine kompromisslose Haltung und sein Talent für fesselndes Geschichtenerzählen unter Beweis stellten.
Eine seiner bekanntesten und umstrittensten Arbeiten ist die Fernsehserie "Moeder, waarom leven wij?" (1984), die die Tabuthemen Kindesmissbrauch und Inzest aufgriff. Henderickx scheute sich nicht, gesellschaftliche Missstände aufzudecken und schwierige Wahrheiten anzupacken. Seine Filme waren oft düster und verstörend, aber immer auch von einem tiefen Humanismus geprägt.
Henderickxs Werk wurde vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Goldenen Kalb für den besten Film beim Niederländischen Filmfestival für "Skin" (1987) und dem André-Cavens-Preis für sein Lebenswerk. Seine Filme sind bis heute ein fester Bestandteil des flämischen Kulturguts und haben einen nachhaltigen Einfluss auf spätere Generationen von Filmemachern gehabt.
Guido Henderickx war nicht nur ein talentierter Regisseur, sondern auch ein scharfsinniger Beobachter der Gesellschaft. Seine Filme sind ein Spiegelbild seiner Zeit, der die Schattenseiten des menschlichen Daseins genauso aufzeigt wie die Hoffnung auf Erlösung. Mit seinem Tod hat das flämische Kino einen seiner bedeutendsten Vertreter verloren, dessen Erbe jedoch weiterleben wird.