Wenn man an Heinrich von Kleist denkt, kommen einem sofort seine tragischen Helden in den Sinn, die an ihrem eigenen Idealismus oder an den Widrigkeiten des Lebens scheitern. Doch hinter diesem düsteren Bild verbirgt sich auch ein Dichter von großer Schönheit und Sensibilität.
Kleist wurde 1777 in Frankfurt (Oder) geboren und wuchs in einer streng protestantischen Familie auf. Schon früh zeigte er eine Leidenschaft für Literatur und Theater. Doch sein Vater, ein Offizier, zwang ihn, eine militärische Laufbahn einzuschlagen.
Im Militärdienst fand Kleist wenig Erfüllung. Er rebellierte gegen die Strenge und den Drill, und schließlich wurde er 1799 aus der Armee entlassen. Anschließend studierte er Philosophie und Recht, doch auch dies war nicht sein eigentlicher Berufswunsch.
1801 veröffentlichte Kleist sein erstes Werk, das Trauerspiel "Die Familie Schroffenstein". Darin schildert er den Untergang einer Adelsfamilie, die durch Ehre und Eifersucht zerrissen wird. Das Stück erregte großes Aufsehen und wurde von Goethe gelobt.
In den folgenden Jahren schrieb Kleist eine Reihe weiterer bedeutender Werke, darunter die Tragödien "Penthesilea" (1808) und "Der Prinz von Homburg" (1810) sowie die Novellen "Michael Kohlhaas" (1810) und "Die Marquise von O..." (1808).
Kleists Werke zeichnen sich durch ihre psychologische Tiefe, ihre sprachliche Brillanz und ihre tragische Wucht aus. Er schuf Figuren, die in ihrer Ambivalenz faszinieren und erschrecken zugleich.
Kleists Leben war von Enttäuschungen und Schicksalsschlägen geprägt. Er litt unter Depressionen und Geldsorgen. Im November 1811 nahm er sich gemeinsam mit seiner Freundin Henriette Vogel das Leben.
Heinrich von Kleist starb jung und tragisch, doch sein Werk hat bis heute nichts von seiner Kraft und Bedeutung verloren. Er gilt als einer der bedeutendsten Dramatiker und Novellisten der deutschen Literatur.
In seinen Werken finden wir Spiegelbilder unserer eigenen Ängste und Sehnsüchte, unserer Hoffnungen und Verzweiflungen. Kleist ist ein Dichter, der uns zum Nachdenken und Fühlen bringt, der uns bewegt und erschüttert.