Ismail Haniyeh, der ehemalige Premierminister der Hamas-Regierung im Gazastreifen, ist eine polarisierende Figur in der palästinensischen Politik. Mit seiner Mischung aus religiösem Eifer, politischem Pragmatismus und dem Ruf eines Rebellen hat er sowohl Anhänger als auch Kritiker gewonnen.
Haniyeh wurde 1963 im Flüchtlingslager Shati im Gazastreifen geboren. Aus bescheidenen Verhältnissen stammend, studierte er an der Islamischen Universität von Gaza und wird beschrieben als ein engagierter und charismatischer Student. Seine politische Karriere begann in den 1980er Jahren, als er sich der Muslimbruderschaft, der Mutterorganisation der Hamas, anschloss.
Während des Ersten Intifada, einem Volksaufstand gegen die israelische Besatzung, spielte Haniyeh eine führende Rolle. Er wurde mehrmals verhaftet und verbrachte insgesamt neun Jahre in israelischen Gefängnissen. Nach seiner Freilassung im Jahr 1997 wurde er zum stellvertretenden Führer der Hamas gewählt und stieg schnell in den Reihen der Organisation auf.
Im Jahr 2006 führte Haniyeh die Hamas bei den Parlamentswahlen zum Sieg und wurde Premierminister des Gazastreifens. Seine Regierung wurde jedoch von Israel und der internationalen Gemeinschaft nicht anerkannt, da die Hamas als Terrororganisation bezeichnet wird. Dies führte zu einer politischen und wirtschaftlichen Isolierung des Gazastreifens, was Haniyehs Legitimität schwächte.
Trotz der Herausforderungen blieb Haniyeh eine Schlüsselfigur in der Hamas. Er vertrat die Organisation international und traf sich mit führenden Politikern aus der ganzen Welt, darunter dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan.
Haniyeh ist ein zutiefst religiöser Mann, der den Koran oft zitiert. Er wird jedoch auch als pragmatischer Politiker angesehen, der bereit ist, Kompromisse einzugehen, um die Interessen des palästinensischen Volkes zu wahren. Seine Kritiker werfen ihm vor, ein Hardliner zu sein, der zu Gewalt greift.