Potsdamer Platz (1914)



Das Gemälde "Potsdamer Platz" wurde 1914 von Ernst Luwig Kirchner gemalt. Er stellt eine Szene aus dem Berliner Leben vor dem ersten Weltkrieg dar.

20080913_ernst_ludwig_kirchner_potsdamer

Beschreibung

Im Vordergrund sieht man zwei Frauen, die auf einer Art Insel stehen und zu posieren scheinen. Sie tragen dunkle (schwarze und blaue) Kleidung und Hüte. Im Hintergrund befinden sich Gebäude und Passanten, hauptsächlich Männer, die viel kleiner als die Frauen sind. Die Formen wirken verzerrt, es gibt viele spitze und unnatürliche Formen. Ausserdem verwendet der Künstler aggressive Farben wir rot, grün und grau.

Interpretation der Personen und der Darstellung der Gesellschaft

Eine Düsterkeit prägt die Frauen. Ihre Hutfedern galten als Kennzeichen für Prostituierte.Durch ihre Überlebensgröße wird die Aufmerksamkeit des Betrachters geradewegs auf sie gelenkt. Durch diese übertriebene Perspektive entsteht der Eindruck, dass alles Andere von ihnen weit entfernt ist, als ob sie gefangen und dazu gezwungen wären, sich zu prostituieren. Ihr Blick ist abwesend, unbeteiligt und könnte die unpersönlichen und unmenschlichen Züge ihres Lebens in der Grossstadt widerspiegeln.

Kirchner und seine Zeit

Der Künstler ist ein bedeutender Vertreter des deutschen Expressionismus. Die Bewegung strebte danach, die Wirklichkeit, möge sie auch schockieren, unter allen Aspekten „unmittelbar und unverfälscht“ darzustellen. Jedoch entsteht diese Wirklichkeit nicht durch deren genaue Darstellung, sondern durch deren Verzerrung.  Die Aussage Paul Klees „die Kunst gibt nicht das Sichtbare wieder, sondern macht sichtbar“ lässt sich also durch Kirchners Bild vorbehaltlos bestätigen. Nur so kann der Maler die Zuschauer aufrütteln und zum Vorschein bringen, was sie sich weigern zu sehen.

Fazit

Ob Kirchner es geschafft hat seine Zeitgenossen aufzurütteln, bleibt uns unbekannt. Auf jeden Fall gibt es uns einen interessanten Blick auf den kulturellen und gesellschaftlichen Zustand vor 100 Jahren. Aber seine Sicht auf das Leben und die Anoymität sind auch noch auf die heutige Gesellschaft anwendbar. Somit handelt es sich um eine treffende und zeitlose Darstellung.