Mario Draghi, Italiens ehemaliger Ministerpräsident und Chef der Europäischen Zentralbank (EZB), gilt als einer der wichtigsten Wirtschaftspolitiker der letzten Jahrzehnte. In Zeiten der Eurokrise rettete er den Euro mit einer einfachen Aussage: "Was immer es braucht." Sein unerschütterlicher Einsatz für die Eurozone hat ihm den Spitznamen "Super Mario" eingebracht.
Geboren am 3. September 1947 in Rom, studierte Draghi Wirtschaftswissenschaften am Massachusetts Institute of Technology (MIT). Nach seiner Rückkehr nach Italien arbeitete er als Wirtschaftsprofessor, bevor er 2006 in die Welt der Finanzpolitik eintrat. Als Chef der italienischen Zentralbank spielte er eine Schlüsselrolle bei der Rettung der italienischen Banken während der Finanzkrise 2008.
2011 wurde Draghi Präsident der EZB. Die Eurozone befand sich damals in einer schweren Krise, Griechenland stand am Rande des Bankrotts und die Finanzmärkte waren in Aufruhr. Draghi erkannte, dass es mutiger Maßnahmen bedurfte, um die Eurozone zu retten. In einer Grundsatzrede im Jahr 2012 versprach er: "Die EZB wird im Rahmen ihres Mandats alles tun, was notwendig ist, um den Euro zu sichern. Und glauben Sie mir, es wird ausreichen."
Dieses Versprechen, bekannt als "Draghi-Doktrin", sorgte für eine sofortige Beruhigung an den Finanzmärkten. Es gab den Ländern der Eurozone die Gewissheit, dass sie im Falle einer Krise von der EZB unterstützt würden. Draghi führte außerdem eine Reihe unkonventioneller geldpolitischer Maßnahmen ein, wie z. B. das Anleihekaufprogramm und die Negativzinsen, die dazu beitrugen, die Wirtschaft der Eurozone anzukurbeln und die Inflation niedrig zu halten.
Draghi galt als starker Verfechter der europäischen Integration und forderte eine engere Zusammenarbeit zwischen den Mitgliedstaaten. Er warnte eindringlich vor den Risiken des Populismus und des Nationalismus und betonte die Notwendigkeit einer gemeinsamen europäischen Identität.
Im Februar 2021 wurde Draghi zum italienischen Ministerpräsidenten ernannt. Er erbte ein Land, das von der COVID-19-Pandemie und wirtschaftlichen Schwierigkeiten schwer getroffen wurde. Mit seinem typischen Pragmatismus und seiner Entschlossenheit leitete er Italien durch eine schwierige Zeit und überwachte die Umsetzung des Europäischen Wiederaufbaufonds, der Milliarden von Euro in die italienische Wirtschaft pumpte.
Mario Draghi trat im Oktober 2022 als Ministerpräsident zurück. Seine Zeit in der Politik war geprägt von herausragenden Erfolgen und seinem unerschütterlichen Engagement für die Stabilität der Eurozone und die europäische Zusammenarbeit. Er wird als einer der einflussreichsten Wirtschaftspolitiker der letzten Jahrzehnte in Erinnerung bleiben.