Ottilie von Faber-Castell: Die Frau, die den Bleistift weltbekannt machte




Privatsphäre und Erfolg verbinden sich nur selten. Ottilie von Faber-Castell, die Grande Dame der Schreibwarenbranche, war eine Ausnahme. Als Ehefrau des Firmenchefs Wilhelm von Faber-Castell führte sie ein glamouröses Leben voller Reisen und Empfänge. Doch sie war auch eine geschickte Geschäftsfrau, die das Unternehmen ihres Mannes zu einem globalen Imperium machte.
Als Ottilie Dieffenbacher wurde sie 1900 in eine wohlhabende Familie im Rheinland geboren. Schon früh zeigte sie eine Leidenschaft für Kunst und Design. Nach dem Schulabschluss studierte sie an der Kunstakademie in München. Dort traf sie Wilhelm von Faber-Castell, den Erben des gleichnamigen Bleistift-Imperiums. Die beiden verliebten sich und heirateten 1921.
Ottilie brachte frischen Wind in das traditionsreiche Unternehmen. Sie hatte ein Auge für Stil und Design und revolutionierte die Ästhetik der Bleistifte. Sie entwarf elegante, moderne Schreibgeräte, die bei der High Society schnell beliebt wurden. Ihre Bleistifte wurden zu Statussymbolen und Ausdruck von gutem Geschmack.
Doch Ottilie war mehr als nur eine Designerin. Sie war auch eine brillante Geschäftsfrau. Sie erkannte das Potenzial des Exportmarktes und baute das Geschäft des Unternehmens weltweit aus. Sie reiste unermüdlich durch Europa, Asien und Amerika, um neue Kunden zu gewinnen. Ihre Charme und ihr diplomatisches Geschick trugen maßgeblich zum Erfolg des Unternehmens bei.
Unter ihrer Führung entwickelte sich Faber-Castell zum weltweit führenden Hersteller von Schreibwaren. Die Bleistifte des Unternehmens wurden in Schulen, Büros und Künstlerateliers auf der ganzen Welt verwendet. Ottilie selbst wurde zu einer Ikone der Geschäftswelt. Sie war die erste Frau, die einen Platz im Vorstand des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI) erhielt.
Doch trotz ihres Erfolgs blieb Ottilie von Faber-Castell immer bodenständig. Sie interessierte sich für die Menschen, die in den Fabriken ihres Mannes arbeiteten. Sie unterstützte soziale Projekte und setzte sich für die Rechte von Frauen und Kindern ein. Ihr Engagement für ihre Gemeinde machte sie zu einer beliebten und geschätzten Persönlichkeit.
Im Jahr 1966 starb Wilhelm von Faber-Castell unerwartet. Ottilie übernahm die Führung des Unternehmens und leitete es mit der gleichen Leidenschaft und Kompetenz wie ihr Mann. Sie führte Faber-Castell durch die Herausforderungen der Nachkriegszeit und festigte seine Position als globales Unternehmen.
Ottilie von Faber-Castell starb 1996 im Alter von 96 Jahren. Sie hinterließ ein Vermächtnis als eine der erfolgreichsten und einflussreichsten Geschäftsfrauen des 20. Jahrhunderts. Ihre Bleistifte sind auch heute noch ein Synonym für Qualität und Stil. Sie hat Millionen von Menschen geholfen, ihre Gedanken und Ideen auf Papier zu bringen und die Welt mit ihrer Kreativität zu bereichern.