Paul Lendvai, der wohl renommierteste Osteuropa-Experte des deutschsprachigen Raums, ist am 21. Dezember im Alter von 88 Jahren verstorben. Mit ihm geht eine Ära zu Ende.
Lendvai, 1933 in Budapest geboren, war Zeitzeuge und scharfsinniger Beobachter der politischen Entwicklungen in Osteuropa. Als Sohn jüdischer Eltern erlebte er die Schrecken des Nationalsozialismus am eigenen Leib. Nach dem Einmarsch der Roten Armee in Ungarn 1944 wurde seine Familie in ein Arbeitslager deportiert.
Nach dem Krieg studierte Lendvai Geschichte und Politik in Budapest und Wien. Von 1964 bis 1991 war er als Redakteur und Osteuropa-Korrespondent für die Süddeutsche Zeitung tätig. Seine Artikel waren stets geprägt von profunder Sachkenntnis, klarer Sprache und einer kritischen Haltung gegenüber totalitären Regimen.
Paul Lendvai hinterlässt eine Lücke, die nur schwer zu füllen sein wird. Seine Expertise, sein scharfer Verstand und seine moralische Integrität werden uns fehlen. Sein Vermächtnis wird jedoch weiterleben in den vielen Büchern und Artikeln, die er verfasst hat, und in den unzähligen Menschen, die er durch seine Arbeit inspiriert hat.
Ruhe in Frieden, Paul Lendvai!