Rosenkranz




Der Rosenkranz soll ja so beruhigen, sagen sie. Ich lerne gerade, dass er auch nerven kann. Wie viele Perlen hat so ein Ding eigentlich? 50? 100? 1000? Ich habe aufgehört zu zählen.
Ich hatte mir vorgenommen, jeden Tag einen Rosenkranz zu beten. So ein Frömmigkeitsvorsatz für die Fastenzeit. Aber irgendwie funktioniert das nicht. Ich vergesse ihn, lasse ihn liegen oder habe einfach keine Zeit. Und wenn ich ihn dann doch mal in die Hand nehme, kann ich mich kaum konzentrieren.
Die Perlen rutschen durch meine Finger, und mein Geist wandert ab. Ich denke an alles Mögliche: an die Arbeit, an die Familie, an die Zukunft. Manchmal schlafe ich sogar ein.
Und jetzt, wo ich endlich dazu gekommen bin, ihn zu beten, kann ich mich nicht erinnern, wo ich aufgehört habe. Ich fühle mich wie ein Versager.
Dabei wollten die Schwestern im Kloster es mir doch so leicht machen. Sie haben mir einen Rosenkranz mit großen, bunten Perlen geschenkt. Jede Perle steht für ein bestimmtes Gebet. Das Vaterunser, das Gegrüßet seist du Maria, das Ehre sei dem Vater.
Ich soll einfach nur die Perlen abzählen und die Gebete sprechen. Aber irgendwie funktioniert das nicht. Ich verwechsle die Perlen, vergesse die Gebete und fühle mich am Ende nur noch verwirrter als vorher.
Ich weiß, dass der Rosenkranz ein wichtiges Symbol des katholischen Glaubens ist. Aber für mich ist er nur ein ständiger Quell der Frustration. Ich glaube, ich lege ihn lieber wieder weg.