Oh, Stau, mein gefürchteter Feind, wie oft hast du mir schon die Nerven geraubt? Doch heute, auf der A10, übertriffst du dich wieder einmal selbst. Kilometerlanger Stillstand, die Sonne brennt erbarmungslos auf mein Blechgefährt herab und meine Geduld schmilzt dahin wie ein Eis am Stiel. Da hilft auch kein "Atmen durch die Nase" oder "Geduld üben" mehr.
Doch dann, wie ein Wunder, bewegt sich die Schlange langsam vorwärts. Meter für Meter, Zentimeter für Zentimeter. Ein Hauch von Hoffnung keimt in mir auf, doch schnell wird klar, dass die Erlösung noch weit entfernt ist.
Der Stau scheint endlos zu sein, ein qualvolles Purgatorium für Autofahrer. Ich versuche, mich abzulenken, höre Musik, lese Nachrichten, aber nichts hilft so richtig. Meine Gedanken wandern - und nicht immer sind es schöne.
Ich verfalle in eine Art Trance und als ich wieder zu mir komme, ist es schon spät am Abend. Die Sonne ist längst untergegangen und die Dunkelheit hat sich über die Autobahn gelegt. Die Autos fahren immer noch nur im Schritttempo, aber mittlerweile habe ich mich mit meinem Schicksal abgefunden. Ich lehne mich zurück und genieße die Ruhe.
Der Stau hat etwas Magisches, etwas Meditatives. Er zwingt mich, die Hektik und den Stress des Alltags hinter mir zu lassen. Hier, im Nirgendwo der Autobahn, kann ich einfach nur sein. Und das ist manchmal auch ganz schön.
Als ich endlich mein Ziel erreiche, bin ich müde, aber auch irgendwie entspannt. Der Stau hat mich gelehrt, geduldiger zu sein, meine Erwartungen zu reduzieren und die kleinen Dinge zu schätzen. Und irgendwie habe ich das Gefühl, dass ich nicht nur ein paar Kilometer Auto gefahren bin, sondern auch eine kleine Reise zu mir selbst gemacht habe.
Und so, mein lieber Stau, trotz unserer Feindschaft, muss ich dir heute danken. Denn du hast mir gezeigt, dass auch in den unangenehmsten Situationen noch etwas Positives zu finden ist.