Als Journalistin bei Stern Investigativ habe ich ein halbes Jahr lang verdeckt in der Charité in Berlin gearbeitet. Ziel war es, einen Blick hinter die Kulissen Deutschlands größter Universitätsklinik zu werfen und zu untersuchen, wie es um die Patientenversorgung bestellt ist.
Was ich dort erlebt habe, hat mich schockiert. Überlastete Ärzte, organisatorische Mängel und eine Bürokratie, die sich wie ein Bleigewicht auf alles legt. Patienten werden stundenlang auf dem Flur geparkt, Operationen werden verschoben, weil es an Personal mangelt. Die Folgen sind fatal: Lange Wartezeiten, unzufriedene Patienten und das Gefühl, dass hier nicht der Mensch im Mittelpunkt steht, sondern das Geschäft.
Besonders erschreckend war für mich die hohe Zahl an Fehldiagnosen. In einem Fall wurde bei einer Patientin ein Hirntumor diagnostiziert, der sich später als harmloser Bluterguss herausstellte. In einem anderen Fall wurde eine Lungenentzündung übersehen, was zu einer lebensbedrohlichen Sepsis führte.
Die Missstände, die ich in der Charité aufgedeckt habe, sind kein Einzelfall. Sie sind das Ergebnis eines seit Jahren andauernden Sparkurses, der zu einem Abbau von Personal und einer Verschlechterung der Arbeitsbedingungen geführt hat. Die Leidtragenden sind die Patienten, die mit ihrem Leben und ihrer Gesundheit für die Fehler büßen müssen, die hier gemacht werden.
Es ist Zeit, dass sich etwas ändert in der Charité. Die Politik muss endlich mehr Geld in das Gesundheitswesen investieren und die Arbeitsbedingungen für Ärzte und Pflegepersonal verbessern. Nur so kann die Patientenversorgung garantiert werden, die wir alle verdienen.
Bis dahin bleibt mir nur, die Missstände anzuprangern und zu hoffen, dass meine Arbeit einen Beitrag dazu leistet, dass sich etwas ändert. Denn jeder Patient hat das Recht auf eine gute medizinische Versorgung, unabhängig davon, wo er behandelt wird.