Eisiges Staunen am Marktplatz
Der Marktplatz ist der Dreh- und Angelpunkt unseres Städtchens. Hier treffen sich Jung und Alt zum Schwatzen, Bummeln und Genießen. Doch in dieser Nacht war alles anders. Der Platz war wie leer gefegt, nur ein paar Gestalten huschten im Schatten herum. Die Luft war eisig kalt, und der Wind heulte wie ein Berserker.
Plötzlich ertönte ein lautes Krachen. Die Menschen am Rand des Platzes sahen erschrocken auf. Ein riesiger Eisblock war von einem Dach heruntergefallen und hatte sich krachend auf den Boden geschmettert. Die Menschen rannten entsetzt davon.
Doch dann geschah etwas Merkwürdiges. Der Eisblock begann sich zu bewegen. Er wackelte und zitterte, und dann bildete sich langsam ein Gesicht. Es war ein Gesicht mit kalten, blauen Augen und einem dünnen, grausamen Mund.
Das Gesicht öffnete den Mund und sprach. Seine Stimme war so kalt wie der Eisblock selbst. "Ich bin der Wintergeist", sagte es. "Ich bin gekommen, um dieses Städtchen einzufrieren. Für immer."
Die Menschen schauten entsetzt zu. Sie wussten, dass der Wintergeist ein böses Wesen war. Er konnte die Menschen einfrieren, ihre Häuser zerstören und ihre Leben vernichten.
"Wir werden euch nicht lassen", rief ein alter Mann mutig. "Wir werden kämpfen."
Doch der Wintergeist lachte nur. "Ihr seid nichts gegen mich", sagte er. "Ich bin stärker als ihr alle zusammen."
Doch dann passierte etwas Unerwartetes. Ein kleines Mädchen trat vor den Wintergeist hin. Sie war so klein und zerbrechlich, dass sie wie ein Blatt im Wind wirkte.
"Du wirst uns nicht schaden", sagte das Mädchen mit klarer Stimme. "Wir sind stark. Wir sind einig. Und wir werden dich besiegen."
Der Wintergeist schaute das Mädchen lange an. Dann lachte er wieder. "Du bist nur ein kleines Mädchen", sagte er. "Was kannst du schon ausrichten?"
Doch das Mädchen lächelte nur. "Ich bin vielleicht klein", sagte sie, "aber ich bin stark. Und ich habe Freunde, die mir helfen werden."
Dann rief das Mädchen nach ihren Freunden. Sie kamen aus allen Richtungen gerannt, groß und klein, jung und alt. Sie alle standen hinter dem Mädchen und sangen ein Lied. Ein Lied von Hoffnung, Mut und Zusammenhalt.
Der Wintergeist schaute zu, wie die Menschen sangen. Und als er ihre Gesichter sah, sah er etwas, das er noch nie zuvor gesehen hatte. Er sah Wärme und Liebe. Er sah Mut und Entschlossenheit. Und er sah etwas, das ihn noch nie zuvor erschüttert hatte: Hoffnung.
Der Wintergeist hob seine Hände, um die Menschen einzufrieren. Doch er konnte es nicht. Etwas hielt ihn zurück. Es war die Kraft der Hoffnung. Die Hoffnung der Menschen, die zusammen standen und sich weigerten, aufzugeben.
Schließlich gab der Wintergeist auf. Er schmolz zu einem kleinen Eiswürfel zusammen und verschwand im Wind. Die Menschen jubelten und umarmten sich. Sie hatten den Wintergeist besiegt.
Und so wurde der Marktplatz wieder zu einem Ort der Freude und des Lachens. Die Menschen hatten gelernt, dass selbst die größte Kälte nicht der Wärme der Hoffnung standhalten kann.