Wikipedia als pädagogisches Instrument: Zwischen Chance und Risiko
2002 ins Leben gerufen, umfasst die freie Enzyklopädie über 20 Mio. kostenlos zugängliche Artikel in 285 Sprachen und ist als Informationsquelle und Plattform für schriftstellerische Kreativität auch aus der Schule nicht mehr wegzudenken. Wikipedia - die Lösung für alles ? Dass sie "von Nutzern und für Nutzer verfasst" wird, gebietet Vorsicht, kann aber auch Anlass für eine kritische Auseinandersetzung mit dem Medium sein.
Hauptmerkmale dieser Enzyklopädie sind ihre Offenheit (jeder darf unter bestimmten Bedingungen mitwirken) und die Spontaneität der Informationsherstellung, die einen starken Bezug zu Gegenwartsfragen- und phänomenen ermöglicht.
Wikipedias Offenheit ist nicht ohne Folgen für die Qualität der Beiträge: Auch die Benotung der Artikel und die Kontrolle ihrer Zuverlässigkeit erfolgen allein durch Diskussion und Verhandlung. Diese Diskussionskultur führt zwar zu keinem erheblichen Schaden, solange man es mit messbaren Größen zu tun hat, aber im geisteswissenschaftlichen Bereich etwa besteht die Gefahr, dass Wissen zu einer Verhandlungsmasse wird.
Wikipedia kann also sowohl die Lesefähigkeit der Schüler fördern als auch ihren Sinn für einen kritisch(er)en Bezug zu Informationsquellen. Diese kritische Lektüre ist eine Vorbedingung für weitere Arbeiten mit Wikipedia. Durch das Korrigieren einzelner Artikel können zudem die Schüler zu einem aktiveren Verhältnis zum Wissen gelangen. Überdies dürfte die Mehrsprachigkeit Wikipedias fürs Verständnistraining vorteilhaft sein, und gegebenenfalls auf kulturelle Unterschiede aufmerksam machen.
Als Abschlussprojet können (z.B.in interdisziplinärer Zusammenarbeit) die Schüler eigenständig einen Artikel verfassen, wobei die Aussicht auf Veröffentlichung im Netz für viele Schüler ein besonders motivierendes Moment darstellt.
Das für Wikipedia kennzeichnende demokratische Prinzip bietet bei allen Gefahren eine interessante Gelegenheit zur allgemeinen Auseinandersetzung mit den Quellen des Wissens. Bei Jugendlichen birgt aber Wikipedia das Risiko der Verunsicherung. Deshalb sollte die Lehrkraft den Wert anderer zuverlässigerer Informationsquellen hervorheben, wie z.B. renommierter, von Experten verfasster Nachschlagewerke. So kann der kritische Umgang mit Wikipedia zu einer kritischen Auseinandersetzung mit jeglicher Fachliteratur führen.